Seelingstädt und seine Geschichte

Das Dorfwappen

Zuerst möchte ich Sie über unser Dorfwappen informieren. Dieses Wappen befand sich im ersten Siegel unserer Gemeinde, etwa aus dem 17. Jahrhundert. Die folgende Deutung wird angenommen:

der gezeichnete Hügel
symbolisiert den Kirchberg
die drei Bäume
stellen die ehemaligen Lindenbäume vor dem Friedhof dar
die sieben Sterne
sind die sieben Überlebenden aus dem 30jährigen Krieg


interessante Links:
Geschichte des Dorfnamens
Hirstorische Postkarten


2006 I 2004 I 2002 I 2001 I 1990 I 1970 I 1959 I 1954 I 1952 I 1949 I 1945
1939 I 1937 I 1920 I 1914 I 1912 I 1910 I 1900 I 1870 I 1867 I 1756 I 1618
1429
I 1251

Die Geschichte von 2006 bis 1251

2006 zurück zum Anfang Historischer Fund im Walteich

Laut dem Bericht im Muldentaler der LVZ vom 4. März 2006 ist man beim Entschlammen unseres Walteiches auf die Grundmauern eines Turmes gestoßen der zu einer kleinen Wasser-burg von 1251 gehört. Herr Unteidig,
von der Unteren Denkmalschutzbehörde sagte, dass dies der Ursprung von Seelingstädt wäre. Die Existenz eines solchen rechteckigen Befestigungsturmes war schon seit langem bekannt, nur über die Lage konnte man bislang nur spekulieren. Viele vermuteten den Standort im Gelände des jetzigen Alten- und Pflegeheims, andere wiederum tippten auf die kleine Insel in unserem Walteich. Bei meinem heutigen Ausflug zum Turm fand ich diese Flasche, unmittelbar in der Nähe der Fundamente. Ist das der Wein den der Ritter beim Bewachen seiner Herrschaft hoch oben im Turm getrunken hat? Man wird es nie erfahren. Denn im 17. Jahrhundert musste der Wohnturm der Fischzucht weichen. Der Teich wurde großzügig ausgebaut und die Steine des Turms wahrscheinlich zur Erweiterung des Rittergutes verwendet.
Was aus der Ruine werden soll weiß noch keiner so richtig. Herr Müller, Leiter des anliegenden Alten- und Pflegeheims, will die Überreste am liebsten gar nicht wieder fluten. Denkmalschützer Unteidig wäre auch mit einem Unterwasserdenkmal zufrieden.
Historisches Bild
, aktuelles Bild

Neuerungen und Umbaumaßnahmen Frühjahr 2006:
Erneuerung der Grimmaer Str. (Fahrbahn, Bushaltestellen und Fußwege)
Umbau und Erneuerung des Dorfteichs (Ufer, Schleuse, Kranichbach, Schmiedestraße)
Erneuerung der Spielgeräte auf unserem Spielplatz (Schaukel, Wippe, Rutsche)

2004 zurück zum Anfang Dezember 2004 wurde nach langer Vorarbeit die private Website von Seelingstädt online gestellt. Sie fand großen Zuspruch im Ort aber auch von nicht Seelingstädtern, seit dem ist sie gut besucht und spiegelt unser schönes Dorf wider. Es gab auch einen Zeitungsartikel über die Seite. hier

2002 zurück zum Anfang Das Flut-Jahr: Seelingstädt war nicht unmittelbar von der Fut betroffen. Aber durch die starken Regenfälle und des Wasserzuflusses vom Nachbarort in den Dorfteich, ist dieser übergetreten. Zwei Häuser wurden vom Wasser beschädigt und die Straße war überschwemmt. Auch Wasser von den Feldern brachte Geröll und Schmutz auf die Trebsener Str.

Trebsener Str.
Grimmaer Str. Höhe Kegelbahn
Grimmaer Str. betroffenes Haus

2001 zurück zum Anfang Große 750 Jahrfeier in Seelingstädt, 1251 wurde unser Ort das erste Mal urkundlich erwähnt. Die Festwoche war vom 20. bis 26. August 2001. Fotos hierzu finden Sie in der Bildergalerie.

1990 zurück zum Anfang Die Wende 1990 brachte unserem Dorf einschneidende Veränderungen. Endlich gab es in den Einkaufsmärkten all das zu kaufen, was das Herz begehrte.

Die Zwangs-Einheitsgesellschaft wich der freiheitlichen Gesellschaft. Doch die anfängliche Euphorie wich bald dem neuen Alltag. Zahlreiche Einwohner verloren durch die Umstellung in der Marktwirtschaft ihre Arbeit. Junge Leute suchten sich Ausbildungsplätze in den alten Bundesländern. Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit, vor 1990 unbekannt, gehört nun zum Alltag.

Die Bahnstrecke nach Leipzig wurde eingestellt. Nun muss man mit dem Schienen-ersatzverkehr erst nach Brandis und von da aus mit dem Zug nach Leipzig.

1970 zurück zum Anfang Mit viel persönlichem Engagement entstanden von 1970 bis 1975 weitere bleibende Werte.

- die Erweiterung und Modernisierung des Kindergartens, der Kinderkrippe und des Hort. Die bisher Erntekinderkrippe wurde zu einer Ganztagsbetreuung für 22 Kinder,
- der Bau der Doppelkegelbahn mit Umkleide und Duschräumen, WC und Heizung,
- der Bau von drei Feuerlöschteichen,
- die Errichtung der Konsum Kaufhalle mit asphaltiertem Vorplatz
  und noch Vieles mehr.

ab 1959 zurück zum Anfang Dank des unermüdlichen freiwilligen Einsatzes der Bevölkerung konnten soziale und kulturelle Einrichtungen zum Nutzen aller geschaffen werden.

- Der Bau des Kindergartens von 1959 bis 1963.
- Der Rat der Gemeinde übergab 1962 den Frauen im Ort einen Waschstützpunkt, mit zwei Waschmaschinen, der von allen sehr begrüßt wurde.
- Renovierung der 1928 erbauten Turnhalle.

ab 1954 zurück zum Anfang Zur Belustigung der Dorfbewohner gab es ab 1954 jeden Mittwoch eine Filmvorführung auf dem Saal des Gasthofes. Der Eintritt betrug gerade mal 25 Pfennige.

1952 zurück zum Anfang Das im Jahre 1952 beschlossene Programm zum Aufbau des Sozialismus in der DDR sah in dem Zusammenschluss der bäuerlichen Betreibe zur LPG eine Grundvoraussetzung für die sichere Versorgung der Bevölkerung.

1949 zurück zum Anfang In diesem Jahr übernahmen die Ordensschwestern im Auftrag der Caritas das Rittergut.

nach 1945 zurück zum Anfang Das Leben nach dem zweiten Weltkrieg musste mit dem Wenigen, was die Menschen noch besaßen, weitergehen. Im Ergebnis der Bodenreform erhielten Landarme und Neubauern Acker- und Waldfläche zur Bewirtschaftung. Man baute das Notwendigste zur Versorgung der eigenen Familien und zur Verpflegung des Viehs an.

In diesen Hungerjahren boten die Leute aus der Stadt ihr „letztes Hemd" für Kartoffeln oder Mehl. Der Ort stellte den Einwohnern, zur Linderung der Wohnungsnot, Gelände zur Verfügung. Somit entstand eine Reihe von Eigenheimen in der heutigen Siedlerstraße.
An der Grimmaer und Beiersdorfer Straße errichteten Neubauern ihre Häuser. In den vorhandenen Gutsgebäuden erfolgte der Um- und Ausbau.

1939 zurück zum Anfang 1939 bis 1945 ging der zweite Weltkrieg auch an Seelingstädt nicht spurlos vorbei. Viele Männer und Söhne an der Front ließen zu Hause sorgenvolle Familien zurück.
Diesmal hatten auch die Einwohner stark unter militärischen Aktionen zu leiden.

Es wird erzählt, dass ein angloamerikanischer Bomber einen Phosphorkanister auf ein Haus abgeworfen hatte, in dem eine Frau dadurch bei lebendigem Leib verbrannte.

Aus diesem furchtbaren Krieg kehrten 40 Männer nie zurück.

Das Kriegsende kam und mit ihm amerikanische Truppen, die als Erste die Dörfer der Umgebung kontrollierten, sich aber dann, wie vereinbart mit der sowjetischen Besatzungsmacht, hinter die Saale zurückzogen.

Ebenfalls kamen mit dem Kriegsende auch die Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten zum größten Teil aus dem Kreis Militsch. Diese Vertriebenen hatten nicht nur ihre Heimat, sondern wirklich alles verloren.
Auch Menschen aus den Städten, die ihre Häuser durch Bombenanschläge verloren hatten, suchten Obdach. Dies brachte das nächste Elend über Seelingstädt. Wohnraumnot.
Viele dieser Menschen mussten in unvorstellbarer Enge in den zur Verfügung gestellten Räumen Wohnen. Viele der Flüchtlinge blieben in Seelingstädt, bauten sich Existenzen auf und gründeten Familien.

1937 zurück zum Anfang Bis 1937 transportierten Fuhrwerke die Kohlen vom Neuen Schacht „Gottes Segen“ Seelingstädt auf unbefestigten Wegen zum Bahnhof. Der damalige Bürgermeister Georg Hartmann veranlasste den Bau einer Pflasterstraße von Unterhalb des Rittergutberges bis zum damaligen Ortsausgang in Richtung Altenhain. Ein Teil der gepflasterten Straße ist bis heute erhalten.

20er Jahre zurück zum Anfang Fortschrittlich erschien es ab den 20er Jahren eine öffentliche Wäscherolle im Ort zu haben. Eine Modernere wurde bis 1997 betrieben.

1914 zurück zum Anfang 1914 bis 1918 belastete der erste Weltkrieg unsere Einwohner schwer, obwohl uns eine feindliche Besatzungsmacht erspart blieb. Es herrschte eine allgemeine Hungersnot und es wurden Brot- und Buttermarken verteilt. Viele junge Männer mussten bei Kriegbeginn ihren Wehrdienst antreten, 18 von ihnen kamen nicht zurück.

1912 zurück zum Anfang 1912 kam der elektrische Strom nach Seelingstädt. Als Wechselstrom aus Borna wurde er in dem Trafohäuschen hinter Geißlers Garten transformiert um in die Haushalte und Bauerngehöfte einzuziehen.

Durch den Strom verlängerte sich nicht nur der Arbeitstag, sondern es ergaben sich auch viele Erleichterungen im täglichen Leben auf dem Lande. Heute erhalten wir den Strom über Freileitungen und somit verschwand das 1997 überflüssig gewordene Trafohäuschen aus dem Dorfbild.

1910 zurück zum Anfang Mit dem Bau des Bahnhofes 1910/1911 eröffnete sich für die Menschen und Waren ein zuverlässiger Weg nach Leipzig.

Unser Dorf hielt bis 1900 einen förmlichen Dornröschenschlaf.

Durch die grundsätzlichen und immer schneller ablaufenden Veränderungen zerfiel die alte Dorfgemeinschaft. An Stelle von Spinnstuben und kirchlichen Festen traten schrittweise Vereine. Neue Bedürfnisse wie Turnen, Feuerwehr und Geflügelzucht führten ebenfalls zur Bildung von Vereinen.

Das Dorfbild von Seelingstädt wandelte sich zusehends durch die neuen Einfamilien- und Mietshäuser in denen die Familien der dörflichen Industriearbeiter lebten.

1870/1871zurück zum Anfang der Deutsch-Französische-Krieg forderte drei Opfer aus unserem Dorf.

1867 zurück zum Anfang Gründung des Jugendvereins Seelingstädt. Leider gibt es hierzu keine Informationen. Uns bleibt nur ein Anstecker. Vielleicht meldet sich irgendwann eine Person die Aussagen darüber treffen kann.

1756 zurück zum Anfang Großes Unheil brachten ebenfalls der Siebenjährige Krieg 1756 bis 1763 und der Freiheitskrieg 1813. Während des Letzteren mussten die Bauern der umliegenden Ortschaften von Leipzig täglich Kalk in die Stadt bringen um auf den Schlachtfeldern die Toten damit zu bedecken. Mit großer Härte trieben die feindlichen Preußen die Naturalien für Pferd und Soldat bei der Bevölkerung ein.

1618 zurück zum Anfang 1618 bis 1648 in der Zeit des Dreißigjährigen Krieg standen ebenfalls Raub, Mord und Brände auf der Tagesordnung. Der Krieg brachte 1626 plündernde Kroaten in unser Dorf, einige Jahre später waren es schwedische Söldner die die Einwohner misshandelten und ermordeten. Zu dieser Zeit suchte auch die Pest Seelingstädt heim. Von den vorher 400 Bewohnern blieben nur 7 am Leben.

1429 zurück zum Anfang 1429/1430 spielten die Hussitenkriege unserem Ort übel mit. Die Krieger richteten mit Feuer und Schwert großes Leid an. Diese Raubzüge galten als Rache für den Reformer Jan Hus, der obwohl er vom Kaiser freies Geleit zugesichert bekommen hatte, auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde.

Im Jahre 1251 zurück zum Anfang wurde unser Dorf anlässlich einer Zinsabgabe an die Nonnen des Klosters Nimbschen zum ersten Mal urkundlich als Seligistat erwähnt.

Die Ansiedlung in Seelingstädt begann vermutlich mit dem Bau der Kirche. Diese steht im ehemaligen Dorfzentrum und ist einige Jahre vor der ersten Erwähnung des Dorfes erbaut wurden.
An dem Ort, wo jetzt der Gedenkstein für die 750 Jahr Feier steht, gab es einen großen Dorfteich.
Später gruppierten sich um eine wahrscheinlich hölzerne Burg auf dem Gelände des heutigen Altenpflegheims unregelmäßig angelegte Gehöfte. Auf den großen Wiesen zwischen den Bauernhöfen bot sich viel Platz für städtisch beeinflusste Wohnhäuser.

Entwicklung des Ortsnamens  
Urkunden zu folge lautet der Name unseres Dorfes seit zurück zum Anfang

1251: Seligistat
1253: Selingenstadt
1289: Selegenstat
1306: Selginstat
1312: Seligenstat
1413: Seligestat
1421: Seldinstad
1514: Selgstade
1515: Sellichstat
1518: Sellichstet
1529: Selnstat, Seligstat
1577: Seelingstedt
Und seit dem Jahr 1620 Seelingstädt

Prof. Horst Naumann übersetzt den Namen mit
„Die Stätte der Seligen“ oder
„Zur seligen Stätte“

Im Volksmund heißt unser Dorf jedoch ganz kurz „Seelsch“.

Grobe